Miau, meine lieben Dosenöffner und Fellfreunde,
Eure Sookie meldet sich heute von der Kuscheldecke (mit Inkontinenzauflage) – und ich muß euch was erzählen. Etwas, das mir die Schnurrhaare gesträubt und meinen sonst so eleganten Gang in ein eher… nun ja, sagen wir, bedächtiges Schaukeln verwandelt hat. Es ist eine Geschichte über einen Moment der Unachtsamkeit, über einen großen Schreck und darüber, daß unser Schwanz so viel mehr ist als nur ein hübsches Accessoire. Es ist eine Geschichte, die man nicht gerne erzählt, die aber erzählt werden muß.
Ich, die Königin des Hauses, die unangefochtene Herrscherin über jedes Sonnenfleckchen und jede Pappschachtel, mußte eine Lektion auf die harte Tour lernen. Es passierte an einem Tag wie jedem anderen vor vielen Jahren. Ich war auf einer meiner wichtigen Inspektionstouren unterwegs, habe die Vögel zurechtgewiesen und die Schneckenpopulation kontrolliert. Doch dann, ein lautes Geräusch, ein riesiger Schreck und – ZACK – ein ziehender Schmerz, der durch meinen ganzen Körper fuhr. Ich will gar nicht ins Detail gehen, was genau es war, aber es hatte mit Geschwindigkeit und fehlender Aufmerksamkeit von einem Zweibeiner zu tun.
Im ersten Moment war ich nur froh, mich in Sicherheit geschleppt zu haben. Doch dann merkte ich, daß etwas nicht stimmte. Mein stolzer, buschiger Schwanz, mein wichtigstes Kommunikationsmittel, mein Gleichgewichtsorgan… er hing einfach nur schlaff herunter. Wie ein nasser Waschlappen. Ich konnte ihn nicht mehr heben, nicht mehr zucken, nicht mal mehr mit der Spitze wackeln, wenn die Chefin mit dem Leckerli-Beutel raschelte.
Der lahme Schwanz und die tröpfelnden Geheimnisse
Meine Menschen waren natürlich sofort in heller Aufregung. Und das war auch gut so! Denn was sie noch nicht wußten und ich nur mit wachsendem Entsetzen feststellte: Nicht nur mein Schwanz hatte den Dienst quittiert. Auch in meiner „unteren Abteilung“ herrschte plötzlich totales Chaos.
Stellt euch vor, ihr wollt euch gemütlich auf dem weichen Schoß eures Lieblingsmenschen zusammenrollen, schnurrt wohlig vor euch hin und plötzlich… wird es feucht unter euch. Und ihr wart das! Ohne es zu wollen, ohne es auch nur zu merken! Eine unendliche Demütigung für eine reinliche Katzendame wie mich. Jeder Instinkt in mir schrie: „Sookie, was tust du da? Das gehört ins Klo!“ Aber ich hatte keine Kontrolle mehr darüber.
Der Tierarzt nannte es mit ernster Miene einen inneren Schwanzabriß. Das klingt so brutal, wie es sich anfühlt. Durch den heftigen Ruck sind die feinen Nervenbahnen, die vom Rückenmark in den Schwanz und eben auch zur Blase führen, gerissen. Mein schöner Schwanz war gefühllos, und die Verbindung zu meiner Blase war gekappt. Diagnose: Harninkontinenz.
Aber das war noch nicht alles. Oh, wenn es doch nur das gewesen wäre! An den ersten Tagen nach dem Schock war die Verwirrung groß. Doch als sich die Lage ein wenig beruhigte, offenbarte sich das ganze Ausmaß des Desasters. Es war nicht nur das kleine Geschäft, das ein Eigenleben entwickelt hatte. Nein, auch das große Geschäft machte, was es wollte. Manchmal, wenn ich schlief oder mich einfach nur streckte, verlor ich, ohne es zu merken, ein paar… nun ja, nennen wir sie „unglückliche Murmeln“. Dieser teilweise unkontrollierte Kotabsatz war fast noch schlimmer als die nassen Flecken. Manchmal wiederum, durch die Nervenschädigung und den Streß, funktionierte die Darmtätigkeit nur sehr schleppend und es kam zu einer fiesen Verstopfung. Es fühlte sich an, als hätte mein ganzer Unterleib einfach vergessen, wie er funktionieren soll.
Was das für eine Katze (und ihren Menschen) bedeutet
Ich sags euch, das waren keine schönen Wochen und Monate. Ständig dieses Gefühl, unsauber zu sein. Die verwirrten und besorgten Blicke meiner Menschen, die ständigen Tierarztbesuche.
Meine Menschen mußten lernen, mir mehrmals am Tag die Blase auszudrücken. Ja, ihr habt richtig gehört. Sie mußten mit sanftem Druck auf meinen Bauch nachhelfen, damit die Blase vollständig leer wird. Das ist super wichtig, denn wenn immer ein Rest Urin in der Blase bleibt, können sich fiese Kristalle (bei mir bestand der Verdacht auf Struvitkristalle) und Bakterien bilden, die zu einer schmerzhaften Blasenentzündung führen. In all den Jahren hatte ich einige davon und mußte sogar deshalb operiert werden.
Woran ihr einen inneren Schwanzabriß bei eurer Katze erkennen könnt
- Der schlaffe Schwanz: Das ist das offensichtlichste Zeichen.
- Schmerzen: Eure Katze ist berührungsempfindlich am Rücken oder am Schwanzansatz.
- Unsicherer Gang: Ohne den Schwanz als Balancierstange ist das Laufen und Springen viel schwieriger.
- Harn- und/oder Kotinkontinenz: Ihr findet immer wieder kleine Urinpfützen, einzelne Kotstückchen oder eure Katze leidet abwechselnd an unkontrolliertem Absatz und Verstopfung.
Wenn euch so etwas auffällt: Zögert keine Sekunde und fahrt zum Tierarzt!
Die Geheimwaffe: Hightech, Nadeln und die Apotheke der Natur
Als klar war, daß dies ein langer Weg werden würde, wurde ein ganzer Schlachtplan entwickelt. Er bestand aus modernster Technik und alten Hausmitteln.
Teil 1: Die Hightech-Yoga-Queen – Physiotherapie
Unsere Physiotherapeutin war eine Zauberin. Sie behandelte mich mit sanften Massagen, passiver Bewegung und kitzelte meine Nerven. Doch weil das allein nicht reichte, fuhren wir schwere Geschütze auf:
- Stimulation mit elektrischen Reizen (TENS): Ich wurde zur Cyborg-Katze! Mit einem kleinen Gerät, das sanfte Stromimpulse sendete, wurden meine Nerven und Muskeln stimuliert. Es kribbelte komisch, tat aber nicht weh und sollte die schlafenden Nerven wieder aufwecken.
- Akupunktur: Anfangs war ich skeptisch, aber die hauchdünnen Nadeln, die die Physiotherapeutin an bestimmte Energiepunkte setzte, waren eine Wohltat. Ich wurde dabei so entspannt, daß ich regelmäßig weggedöst bin. Eine Art Wellness-Behandlung mit Pieks.

Teil 2: Die Unterstützung von innen – Medikamente und Helferlein
Neben der äußeren Anwendung mußten wir auch innerlich für Ordnung sorgen. Der Tierarzt verordnete mir einen ganzen Cocktail an Dingen, die mir helfen sollten.
- Für die Blase: Um der Bildung von Harnkristallen und Steinen vorzubeugen, bekomme ich spezielle Medikamente. Präparate wie FLUTD Oxal* können zum Beispiel helfen, indem sie den pH-Wert des Urins beeinflussen. Andere Mittel wie Guardacid*-Tabletten säuern den Harn an, was wiederum die Bildung von Struvitkristallen erschwert. Welche Medikamente man braucht, entscheidet der Tierarzt nach einer Urinuntersuchung. Meine Menschen mußten also lernen, mir nicht nur die Blase auszudrücken, sondern wurden auch noch zu Pillen-Jongleuren. Inzwischen nehme ich die Tabletten fast freiwillig.
- Für den Darm: Gegen die lästige Verstopfung, die mich immer wieder plagte, gab es ein Wundermittel aus der Natur: Ulmenrinde*. Das Pulver der amerikanischen Rotulme, mit Wasser zu einem Schleim angerührt, ist ein Segen. Es legt sich wie ein schützender Film über die Magenschleimhaut und macht den Darminhalt gleitfähiger. So flutscht es einfach besser und die schmerzhaften Stauungen gehörten bald der Vergangenheit an. Diesen leicht süßlichen Schleim nehme ich sogar freiwillig aus einer großen Spritze ohne Nadel!
Ein Lichtblick am Ende des Tunnels (und nützliche Helferlein)
Die gute Nachricht ist: Auch mit einem Handicap kann man als Katze ein glückliches Leben führen.
Bei mir war es ein langer Weg. Aber die Kombination aus der Pflege meiner Menschen, der tierärztlichen Betreuung, der intensiven Physiotherapie und der medikamentösen Unterstützung hat Wunder gewirkt. Mit der Zeit kam langsam wieder ein wenig Gefühl zurück. Mein Schwanz ist nicht mehr der alte, aber ich kann ihn wieder ein kleines bißchen heben. Und das Wichtigste: Die Kontrolle über mein Bläschen ist größtenteils zurückgekehrt! Und auch die Darmprobleme haben wir im Griff.

Was uns in der schweren Zeit zusätzlich geholfen hat und teilweise immer noch hilft, waren ein paar weitere Alltagshelfer:
- Waschbare Inkontinenzunterlagen*: Um meine Lieblingsschlafplätze zu schützen, haben meine Menschen spezielle, waschbare Decken besorgt. So bleibt das Sofa trocken und ich mußte nicht auf meinen Stammplatz verzichten. Für kleinere Schlafplätze sind diese Auflagen* ganz wunderbar.
- Spezialfutter für Blase und Darm: Passend zu den Medikamenten bekomme ich ein Diätfutter, das die Blasengesundheit unterstützt und gleichzeitig genügend Ballaststoffe für eine geregelte Verdauung enthält. Außerdem achten meine Menschen darauf, daß ich nur hochwertiges Naßfutter mit einem hohen Fleischanteil bekomme.
- Milde Reinigungstücher: Um meinen Popo sauber und die Haut gesund zu halten, haben meine Menschen milde, unparfümierte Babypflegetücher* benutzt.
- Abführmittel: Wenn sich doch mal etwas Kot angestaut hat, bekomme ich ein solches Mittel* für Babys. Das hilft meistens sofort. Ansonsten gehen meine Menschen mit mir zum Tierarzt und lassen sich dort professionell helfen.
Ich hoffe, meine Geschichte macht euch keine Angst, sondern schärft euren Blick. Achtet auf uns, paßt auf uns auf und seid euch bewußt, daß ein Unfall schnell passieren kann. Und wenn doch mal was ist: Seid für uns da. Mit eurer Hilfe, Geduld und dem ganzen Arsenal an modernen und natürlichen Behandlungsmethoden können wir auch solche schweren Zeiten überstehen. Einschläfern ist NICHT die Lösung!
Wenn ihr mehr über uns Mooskatzen und unsere kleinen und großen Abenteuer erfahren wollt, dann stöbert doch einfach ein wenig weiter auf unserem Blog. Aufgrund meines Unfalls haben meine Menschen zum Wohl von Loki, Saru und mir übrigens beschlossen, uns nicht mehr ungesichert nach draußen zu lassen. Wir genießen jetzt unser tolles Katzengehege.
In wenigen Wochen bringt mein Frauchen ihr neues eBook mit dem Namen Miau-Manual heraus. Dort lernst Du, wie Du die richtige Katze findest (falls Du noch keine hast), wie Du ihr ein schönes Leben gestaltest und was für Spielzeug, Futter und Beschäftigung sie braucht. Außerdem gibt es Kapitel über die notwendige Grundausstattung, Katzenzusammenführung sowie Gesundheit und Pflege Deiner Samtpfote. Hier geht’s zur Warteliste (unverbindlich eintragen).
Eure Sookie
*Psst, Menschen! Wenn ihr über unsere Links etwas bestellt, gibt’s vielleicht ein paar extra Leckerlis für uns. Versprochen, wir beißen nicht, wenn ihr das tut! Und für euch ändert sich natürlich nichts am Preis! Blog enthält Affiliate-Links*
